Henne oder Ei?

Neu in der Seilszene, werden die meisten Paare irgendwo und irgendwie fesseln lernen. Erfahrungsgemäß sind es entweder Freunde oder Bekannte aber auch ein Beginners Workshop. In der Regel werden in einem solchen die Grundlagen zur Sicherheit, Anatomie, Material und natürlich erste Fesselungen erlernt.
Wenn man nicht das Glück hat und in der Umgebung ein Studio hat, welches ein kontinuierliches Lernen ermöglicht, muss man sich durch einzelne Workshops und Events hangeln.

In den letzten Monaten hatte ich sehr viel mit solchen Menschen zu tun, habe mir Workshops angesehen, welche genau für diese Menschen ausgerichtet waren und habe viele Gespräche diesbezüglich geführt. Dabei kam immer die gleiche Frage auf und es gab stets unterschiedliche Meinungen: Was war zuerst da, Henne oder Ei?

Konkret ging es um die inhaltlichen Dinge eines solchen Workshops und was soll den Teilnehmern vermittelt werden. Die Idee ist ein (erotisches) Miteinander in welchem Seil das Werkzeug ist. Und genau an dieser Stelle entsteht die Schwierigkeit. Ich glaube, dass ich meinem Model mehr Aufmerksamkeit schenken kann, wenn ich mein Werkzeug sicher bedienen kann und über dieses nicht nachdenken muss. An dieser Stelle verfolgen unterschiedliche Lehrer unterschiedliche Ansätze. Die einen sagen, dass es um Verbindung geht und um den Gegenüber, also primär der Partner im Fokus steht. Das ist ein sehr schöner Ansatz, welchen ich auch sehr begrüße, jedoch sehe ich immer wieder dass es Menschen, im Beginners Niveau, nur sehr selten gelingt, weil die Konzentration immer wieder aufs Seil gerichtet ist. Diese Lehrer versuchen hier den Fokus auf das Miteinander zu legen.

Mein Ansatz ist jedoch ein anderer und vielleicht ist dieser gerade am Anfang langweiliger, weil technischer. Ich denke, dass, wenn ich mein Seil und die entsprechende Technik beherrsche, ich meinem Model die volle Aufmerksamkeit schenken kann, weil ich sicher im Umgang mit meinem Werkzeug bin. In meiner Welt kommen also erst Technik und Sicherheit, dann die Emotionen.

Ob das der richtige Ansatz ist, weiß ich nicht, letztlich weiß man das erst hinterher und wir stellen uns die Frage: Was war zuerst da, Technik oder Emotion? Letztlich jedoch, ist die Antwort aber auch egal denn schlussendlich geht es doch um das (sichere) Miteinander.